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Warum ist der Gedanke der Wetterbeeinflussung nicht neu?



Bereits vor 85 Jahren dachte man darüber nach, wie man das Wetter beeinflussen könnte.  Ob und wie die Wetterbeeinflussung in unserer heutigen Zeit wirklich gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt.  Hier zwei Beispiele aus der damaligen Zeit:

"Und gar eine künstliche Eiszeit?
Im Zeitspiegel von Heft 6 des laufenden Schlüsseljahrganges haben wir auch die vermeintliche Verlagerung des Golfstromes als Ursache einer gewesenen oder kommenden Eiszeit vermerkt.
Im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten will man hier sogar künstlich eingreifen können, denn dänische Blätter erhalten aus Neuyork eingehendere Nachrichten über die letzte Phase der aufsehenerregenden amerikanischen Erörterungen in dieser sensationellen Angelegenheit.
Bekanntlich verdankt Europa sein mildes Klima der segensreichen Tätigkeit des Golfstromes.  Von der Westküste Afrikas bewegt sich der warme Strom, welcher hier "Guinea-Strom" genannt wird, nach der Ostküste von Mexiko hinüber, um sodann von dem mexikanischen Golf den Namen "Golfstrom" zu erhalten.  Von der mexikanischen Bucht aus dreht er in nördlicher Richtung, bewegt sich durch das Gewässer zwischen Florida und der Insel Kuba, verläßt sodann Amerika, um sich über den Großen Ozean nach Europa zu begeben, dessen Küsten er von Spanien bis Nordnorwegen bespült.
In Amerika bekennt man sich zu der etwas sonderbaren Ansicht, daß Europa ein mildes Klima vom amerikanischen Kontinent - gestohlen habe; deshalb greift in den U.S.A. jetzt die Auffassung immer mehr um sich, daß energische Maßregeln getroffen werden müssen, um den Golfstrom wieder - auf die rechten Hände zu bringen.
Die Pläne der Amerikaner, deren eigentlicher Urheber ein gewisser Ingenieur Slegter zu sein scheint, gehen nun in der Hauptsache darauf hinaus, den Golfstrom durch das Bauen von Riesendämmen und Kanälen zu zwingen, seinen Lauf zu ändern und, anstatt Amerika nördlich der Halbinsel Florida treulos zugunsten Europas zu verlassen, hübsch in der Nähe des nordamerikanischen Festlandes zu bleiben und dessen Ostküste zu bespülen.
Der Hauptplan ist darauf gerichtet, zwischen Florida und Kuba eine Riesenmauer zu bauen - 250 Kilometer lang, 50 Meter breit und 500 Meter tief!  Auf diese Weise soll der Golfstrom verhindert werden, die mexikanische Meeresbucht in nordöstlicher Richtung zu verlassen; anstatt dessen will man den Golfstrom durch einen quer durch die Halbinsel Florida zu grabenden Kanal leiten.  Auf diese Weise meint man, den weiteren Lauf des Golfstromes in nördlicher Richtung längs der ganzen amerikanischen Ostküste sichern zu können.
Ein anderer Plan möchte von Neufundland aus einen 400 Kilometer langen Damm ins Meer hinaus gebaut wissen.  Auf diese Weise sollen die kalten Wassermassen, welche die Meeresströme von den Küsten Grönlands nach der amerikanischen Ostküste führen, gezwungen werden, sich weiter hinaus ins atlantische Meer zu bewegen.  Gleichzeitig würde ein derartiger Riesendamm bei Neufundland einen erheblichen Teil des warmen Wassers des Golfstromes auffangen und es gegen die amerikanische Küste hineinpressen.  Man hätte somit durch den Dammbau bei Neufundland zwei Vorteile auf einmal verwirklicht.  Die Widerstandskraft der geplanten Riesendämme müßte natürlich eine ganz kolossale sein; man bedenke nur, daß der Golfstrom an der Stelle, an welcher er jetzt in den Atlantischen Ozean hinausläuft, eine Breite von 65 Kilometern und eine Tiefe von 380 Metern hat bei einer normalen Geschwindigkeit von 30 Meilen täglich.  Die Schnelligkeit, mit welcher sich die ungeheuren Wassermassen des Golfstromes fortbewegen, kann indessen bis zum vierfachen anwachsen! 
Werden die Wunderleistungen moderner Technik derartige, noch nie dagewesene Schwierigkeiten überwinden können? 
Amerika hält es für möglich, wir aber möchten einstweilen bis jetzt lächelnde Zweifler bleiben."

Sp.

(Quelle: "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 8, S. 281-282, 3. Jahrgang, 1927, R. Voigtländers Verlag / Leipzig)


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"Fabrikation von Wetter
In der amerikanischen Fachzeitschrift "Electrical World" findet sich eine Abhandlung unter obiger Überschrift, und es steht zu lesen: "Der Elektrizitätsindustrie bietet sich eine sehr günstige Gelegenheit zum Ausbau neuer Belastung, die bisher noch sehr wenig ausgenutzt worden ist, nämlich die Luft durch den Gebrauch von Elektrizität zu verändern.  Ausrüstungen und Überwachungseinrichtungen bestehen längst, durch die es möglich ist, Luft auf einer gewünschten Temperatur oder an irgendeinem Punkte die Feuchtigkeit zu erhalten oder jene zu erzielen, die gebraucht wird, die Luft rein zu erhalten und Luft irgendwohin mit jeder gewünschten Schnelligkeit zu verteilen.  Überwachung und Regelung der Temperatur ist zum Teil schon ausgeführt worden.  Zehn oder fünfzehn Kinos haben mit bestem Erfolg eine Einrichtung zur Abkühlung der Luft eingebaut.  Mehr als 50 weitere Kinos planen das gleiche.  Eine andere Anwendungsmöglichkeit bietet sich in großen Kaufhäusern.  Die Luft wird gereinigt, die Feuchtigkeit und Temperatur auf gewünschten Werten konstant gehalten.  In Hotels, in Banken, Krankenhäusern, öffentlichen Gebäuden und an anderen Stellen, wo sich viele Menschen zusammenfinden, sind Luftverbesserungs- und verteilungsanlagen mit gutem Erfolge geschaffen worden.  In manchen Industrien, z. B. zur Herstellung von Lebensmitteln, Textilien, Chemikalien, Baustoffen u.a. hat man herausgefunden, daß Luftverbesserungsanlagen die Erzeugung erheblich steigern."
Es handelt sich also nur um die Beeinflussung der Luftverhältnisse in geschlossenen Räumen.  Die Überschrift zeigt jedoch, daß der Mensch tatsächlich daran denkt, das Wetter, das er braucht, selbst zu machen.  Es wird auch an dem Problem der technischen Wetterbeeinflussung bereits seit Jahren gearbeitet.
Es ist dabei nicht an Bewässerungsanlagen zu denken, die man schon seit Jahrtausenden kennt, noch an Beregnungsanlagen, die man neuerdings in Deutschland als Weitstrahlregner baut.  Dr. August Wendler hat in der Sammlung "Probleme der Kosmischen Physik" eine sehr interessante Übersicht über dieses Gebiet gegeben.  Daraus ergibt sich, daß auch hier der Elektrotechnik noch große Aufgaben harren.  Wendler schreibt nach Schilderung der einschlägigen Versuche: "In diesem Zusammenhange wäre auch der Vermutung des amerikanischen Meteorologen, Professor Mac Bell, zu gedenken, der Unterlagen dafür gefunden zu haben glaubt, daß die vermehrten Regenfälle der letzten Jahre auf die Zunahme der Fernleitung und Fernstrahlung von Elektrizität zurückzuführen seien.  Was die Stärke der Gewitter anlangt, so ist innerhalb der letzten 30 Jahre eine Abnahme erfolgt.  Wenn das Gockel in Verbindung bringt mit der Zunahme der elektrischen Leitungsanlagen, so ist damit wieder nach einer bestimmten Seite hin die teilweise technische Beherrschung des Wetters zu gegeben, und es erscheint so auch die Vermutung berechtigt, daß die Radiowellen ebenfalls auf die Stärke der Gewitter und damit auf den Hagelfall und andere mit den Gewittern in Verbindung stehende Erscheinungen einen Einfluß ausüben könnten." 
Bisher kennt man die hier bestehenden Beziehungen nicht; bis zur praktischen Lösung ist daher noch ein sehr weiter Weg. 
Schließlich ist auch die Hochfrequenztechnik ein Zweig, dem man in Fachkreisen in den kommenden Jahren eine große Entwicklung voraussagt.  Bereits in Nr. 30 der Technischen Blätter vom 23. 7. 27 wurde eine im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf konstruierte Hochfrequenz-Induktions-Schmelzanlage beschrieben.  Aus England wird jetzt die Industrieabnahme eines Hochfrequenzofens in Sheffield berichtet.  Sehr bemerkenswert ist schließlich, daß die chemische Industrie Hochfrequenzanlagen anschafft, um neue Wege zur Beeinflussung chemischer Vorgänge aufzufinden.  Auch für die Funktechnik und die Wetterbeeinflussung kommt der Hochfrequenztechnik große Bedeutung zu.

Sp.

(Quelle: "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 6, S. 217-218, 4. Jahrgang, 1928, R. Voigtländers Verlag / Leipzig)