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Zum Mondeinfang und Mondaufbau
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Man darf bei den Begebenheiten des Mondeinfangs nicht allzusehr an irdische Verhältnisse denken. - Gewiß!
Wenn sich Luna beim Einfange so schnell gedreht hätte wie etwa die Erde, und deren Ozean relativ auch so seicht gewesen wäre wie der irdische von heute, dann hätten die irdischen Einfang-Flutkräfte notwendig den lunaren Ozeanschlamm so weit aufwühlen müssen, daß auch die obersten Schichten dick trübe geworden wären.
Aber damals dürfte der Lunatag zwischen 100 und 150 heutiger Stunden betragen haben - und die lunare Ozeantiefe können wir mit rund 200 km annehmen, gegenüber den 2,7 km der irdischen von heute. - Wir wollen uns den Vorgang ein wenig auszumalen suchen.

Sofort nach dem Einfange mußte sich der noch nicht gar so dick überkrustete Lunaozean sanft eiförmig verlagern, somit auch die Eiskruste in mehr oder weniger lose aneinandergefügte Trümmer gehen, und in dem schwimmenden Schollenfeld ein arges Relief sich einstellen, das wir in seinen höchsten Partien auch heute noch angedeutet finden. - Denn alle die Rundformen (Eistümpel) verschiedenster Größe und alle die Mare-Ebenen (frisch überfrorene Krustenniederbrüche) stammen ja aus noch späterer Zeit, in der die gut verschweißte und vielfach verstärkte Schollenkruste bereits ein starkes Ganzes zu bilden begonnen hatte.
Diese neugewölbte Kruste mußte sich (ihrer großen trägen Masse wegen) mit der Ei-Achse gar bald dauernd nach der Erde hin gerichtet einstellen, während der in seinen oberen Schichten durchaus schlammige heliotische Kern in etwa 200 km Tiefe (!!!) durch etliche Jahrzehnte der Erde (also auch der Kruste) gegenüber noch weiter rotieren mochte, bis auch dieses geringe Drehmoment des Lunakernes der nach der Erde hin nur mäßig pendelnden Eis-Eikruste gegenüber aufgezehrt ward.
Stürmisch zugehen mochte es also nur in den ersten zwei bis drei Monaten unter Ansetzung eines mächtigen Kometenschweifes, da ja das über die Kruste gelangende Wasser im drucklosen Raum heftig verdunsten mußte.  - Aber in den bald sechs- bis achtmal länger gewordenen Mondnächten mußte die Verdampfung bald aufhören und das schwimmende Eistrümmerfeld zur Verschweißung, Verstärkung und Verstarrung gelangen.  Dann erst konnte das Aufbauen der ersten Eistümpel (der vermeintlichen "Vulkane") sowie das Niederbrechen einzelner Krustenteile und durch deren Frischüberflutung und Überfrierung die Bildung der ersten Mare beginnen.

So ungeheuerlich diese Vorgänge auch gewesen sein mußten, so geschah doch alles in großer langsamer Majestät, so daß es durchaus einzusehen ist, daß bei der großen Ozeantiefe (rund 200 km!) und der langsamen Rotation (rund 100 heutiger Stunden!) die nur mäßig aufgewühlten Schlammassen niemals und auch in den niedersten Breiten nicht an die Oberfläche gelangt sein konnten!
Man hat auch gar keinen Grund, an der großen Ozeantiefe und langsamen Rotation der Luna zu zweifeln.  Wir sind laut Tabelle der Ozeantiefen von S. 443 in Valiers "Der Sterne Bahn und Wesen" durch die verschiedenen Erwägungen und Berechnungen der mittleren Kerndichten in den letzten Jahren zu einer beiläufigen Ozeantiefe des Mondes von etwa 270 km gekommen.
Durch weitere eingehendere Verfolgung des Problems der Bahnschrumpfung sind wir aber in der jüngsten Zeit wieder dahin gelangt die ursprüngliche Ballungszone des heutigen Erdmondes weit außerhalb der heutigen Jupiterbahn zu verlegen, so daß die heutigen vier großen Jupitermonde und unser ihnen an Größe und wohl auch Masse verwandter heutiger Erdmond gleichsam Landsleute genannt werden könnten.
Dies hat aber dann zur Folge, daß wir die mittlere Kerndichte des Mondes etwas geringer ansetzen müssen, als dies bis vor einigen Jahren noch begründet erschien. (Denn zur Zeit der ersten Ballungen waren die Stoffdichten im Glutprojektil-Kreisel notwendig vom Zentrum nach außen ziemlich gleichmäßig abnehmend.) - Wir müssen also mit der Ozeantiefe des Mondes wieder auf das bei Valier auch angedeutete Maß von etwa rund 200 oder 180 km zurückkommen.


(Bildquelle und -text: Hörbigers-Fauth "Glazialkosmogonie" 2. Aufl., 1925, R. Voigtländers Verlag-Leipzig)
Schematische Versinnlichung der Entwicklungsgeschichte des inneren Planetensystems (der Helioden) für die nähere kosmologische
Vergangenheit und Zukunft (.... je 3 kosmologische Zeiteinheiten) mit Hilfe der Bahnschrumpfungskoëffizienten.



Schon in dem schematischen Bahnkegel (Figur 30 der "Glazialkosmogonie, siehe oben!) ist aus der strichpunktierten Kegel-Erzeugenden zu entnehmen, daß Luna außerhalb der Marsbahn ihre Geburtsstätte haben müsse, nur schien uns das damals noch zu gewagt, so daß wir es für geratener hielten, eine geringe Korrektur am Bahnschrumpfungswinkel vorzunehmen, die sich durch eine hier nicht weiter auszuführende Modifikation der Widerstandsformel auch rechtfertigen läßt. - Doch war es Dr. Heinrich Voigt, Kassel-Wilhelmshöhe, der allein aus dem Grunde des großen lunaren Wassergehaltes schon vor vier Jahren (1924) zuerst mit großer Entschiedenheit dafür eintrat, daß unser heutiger Mond nicht nur einmal der innere Nachbar des Mars war, sondern daß er außerhalb der natürlich sehr erweitert zu denkenden Marsbahn seine ursprüngliche Ballungszone hatte. - Es wäre auch wirklich schwer zu verstehen gewesen, daß Mars so viele Blockadebrecher aus der Planetoidenzone über seine Bahn gelassen haben könnte, und daß Luna davon so viele einfangen konnte, um innerhalb der Marsbahn so tief unter Wasser zu geraten, wie es tatsächlich der Fall sein muß.

Ist aber unser heutiger Mond ein Landsmann der vier großen Jupitermonde, so konnte es ihm geglückt sein, den Einfangbestrebungen Jupiters und des Mars zu entwischen und bei günstigeren Einfangbedingungen dennoch der Erde anheimzufallen. - Aber auch dann, wenn Luna noch innerhalb einer früheren und weiteren Jupiterbahn seine ursprüngliche Ballungszone hatte, mußte er später auch einmal der äußere Nachbar des Mars - somit auch der frühere Grenzwächter gegen den Andrang der Eisplanetoiden gewesen sein, so daß sein heutiger Wasserreichtum ganz ausgezeichnet in diese Entwicklungsgeschichte paßt.

Was nun die träge Rotation der einfangreifen Luna anbelangt, so folgt dieselbe aus der Überlegung, daß im Lichte der Welteislehre alle Rotationsenergie der Planeten aus der Umformung der kinetischen Energie der angegliederten Monde herzuleiten ist, d. h. je größer ein Planet ist, desto schneller muß er rotieren! - Daß die beiden sonnennahen (Merkur und Venus) hier eine Ausnahme bilden, das bestätigt nur die Regel, da ja deren Umdrehungsenergie durch die Sonnenflutreibung längst aufgezehrt sein muß und sie auch schon längst keine Gelegenheit mehr hatten, irgendeinen Kleinplaneten einzufangen und damit ihre erlahmende Rotation zu beleben.
Jupiter dürfte die (rund) 20fache Saturnmasse haben (letztere ist nämlich von den Astronomen viel zu klein errechnet worden), er rotiert deshalb auch schneller als Saturn. - Jupiter hat weiters die 318fache Erdmasse, oder die 25 440fache Masse des Erdmondes.  An Jupiter haben also rund 300mal mehr Mondmassen ihre Umlaufsenergie in Rotationsenergie des Hauptplaneten umgeformt, als solche Mondmassen zum Aufbau der Erde nötig waren.  Seine Drehenergie ist denn auch 16 600mal und daraus folgend seine Rotationswinkelgeschwindigkeit auch rund 2,4 mal größer als die der Erde.
Aus ähnlichen Erwägungen könnte die einfangreife Luna 100 bis 150 heutiger Erdenstunden zu einer siderischen Umdrehung gebraucht haben, da ja auch Luna wieder nur aus (selbstredend) viel kleineren Monden aufgebaut worden sein kann, die auch ihrerseits ihre Umlaufsenergie mit recht schlechtem Nutzeffekt in Luna-Rotationsenergie umgeformt hatten.
Demnach darf die langsame Drehbewegung der Luna zur Einfangszeit als ebenso begründet gelten wie deren große Ozeantiefe - und damit auch die Unmöglichkeit, daß sich Kernschlamm am Aufbau der heutigen Mareflächen des Erdmondes mitbeteiligt haben konnte.  Wir können daher auch nicht empfehlen, durch autochthone Verschlammung des Mondmare-Eises etwas zur Milderung des "Meinungsstreites" beitragen zu wollen.  Wir (im Besitze einer kausal-lückenlosen - und stets auf Tatsachenboden stehender Gedankenfolge) sind es doch nicht, die da umzulernen oder Konzessionen zu machen haben. -
Nur nebularhypothetische Festgelegtheit kann heute am Monde noch, ganz nach Belieben, poröse Mühlsteinlava, in den dunklen Stellen glasartig opalisierende Gesteine, Obsidian, Pechstein oder gar Lehmsand und Ackererde sehen und polariskopisch "nachweisen" wollen.

Allerdings: "Glasartig" ist ja das "Gestein" der Niederungen, so daß man in den jüngst gebildeten Maren von den ertrunkenen "Kraterruinen" die Sockel ganz matt auch unter den Mareflächen sich fortsetzen sehen kann. - Eine Eigenschaft der Maresubstanz, die dem kristallischen Eise in noch viel höherem Maße zukommt als irgendwelche natürlichen Glasgesteinen.
Aber Eis möchte man am Monde nicht gelten lassen, nachdem schon einmal in allen astronomischen, geologischen und geographischen Handbüchern und Lexika der Mond als dürrer, wasserloser Lavaball festgelegt erscheint. - Eis darf es auch deshalb nicht sein, weil ja Eis schon bei null Grad Celsius schmilzt und im drucklosen Raume sogar auch schon bei 20 und 30 Grad Celsius unter Null zu verdunsten beginnen soll!!
Dagegen will aber Frank W. Very bolometrisch "nachgewiesen" haben, daß die Mittags-Temperatur des Äquatornahen "Mondgesteins" 180° Celsius beträgt!  Diese, mit großer Sicherheit vorgetragenen "Resultate" hatten seiner Zeit auch den gelegentlichen Mondbeobachter Dr. Herm. J. Klein (früher Herausgeber des "Sirius" und Meteorologe der "Kölnischen Zeitung") derart fasziniert, daß er darüber in seinem "Handbuch der Allgemeinen Himmelskunde" u. a. schreiben konnte: "Den mehr oder weniger hypothetischen Angaben älterer Autoren über die Minimal- und Maximal-Temperaturen der Mondoberfläche reihen sich die systematischen und höchst feinen Untersuchungen an, welche Frank W. Very mittels des Bolometers angestellt hat und die das Problem in einer Weise behandeln, welche strengen Anforderungen der Wissenschaft entspricht.... Hiernach kann es keinem Zweifel unterliegen, daß auf dem größten Teil der Mondoberfläche die Gesteinsmassen infolge der Bestrahlung durch die Sonne während des Mondtages bis zu Temperaturen erhitzt werden, welche die des siedenden Wassers übersteigen, dagegen schon vor Sonnenuntergang auf den Gefrierpunkt des Wassers und in der Mondnacht bis 150° oder selbst 250° unter denselben sinken."
Wir hatten uns noch vor Abfassung der "Glazialkosmogonie" auch die Originalarbeit von Very beschafft und hatten Gelegenheit, uns zu überzeugen, daß sich Very gar nicht als Wärmetheoretiker anbieten darf, da er von einer "spezifischen Wärme" der untersuchten Stoffe gar nichts zu wissen scheint; er operiert in seiner Mondarbeit eigentlich nur mit Wärmestrahlen und Wärmeleitung.  Noch weniger aber durfte sich Klein soweit als Wärme-Physiker fühlen, um uns Verys "Resultate" als den "strengen Anforderungen der Wissenschaft entsprechend" aufdrängen zu können.  Sie entsprechen den technischen Erfahrungen über Wärme-Vorgänge eben nicht und sind ebenso wertlos, wie die "Resultate" seines Wiener meteorologischen Kritikers und Verbesserers. - Dieser letztere ist um so härter zu tadeln, als er vom Mondeise der Welteislehre Kenntnis hatte!  Trotzdem können wir Verys Mittagstemperatur der vermeintlichen Mondlava zum Ausgang nehmen und damit zeigen, daß Mondeis von großer Mächtigkeit unter denselben Strahlungsbedingungen, die zu einer mittägigen oberflächlichen Lavatemperatur von 180° C führen, noch lange nicht zu einer oberflächlichen Verdunstung gelangen muß.  Nur der allmondtägliche Reifflaum des Mare-Eises gelangt zur vorübergehenden Verdunstung - und auch das nur in der nächsten Umgebung des Sonnenhochstandortes. - Das Mondeis selbst bildet für die Sonne einen unüberwindlichen Kältespeicher!

Daß uns das Polariskop über die Chemie der Mondoberfläche nicht leicht etwas ganz Genaues sagen kann, war uns schon vor 34 Jahren klar, als wir uns auch die Originalarbeiten Landerers beschaffen mußten, nach denen der Polarisationswinkel des "Mondgesteins" mit 33° 17' (± 7') vermeintlich derart genau bestimmt werden konnte, daß Eis daselbst unmöglich wäre; denn Eis habe den Polarisationswinkel von 37° 20' (± 5') !!!  Dieses Resultat konnte uns aber nicht im geringsten irre machen an der Gewißheit, daß alles, alles Eis ist, was wir am Monde sehen, und zwar nicht nur etwa bloß oberflächlich, sondern mindestens 150 km tief hinab!
Übrigens von der rauhen und holprigen Mond-"Gesteinsfläche" eine auf ± 7' genaue Bestimmung des Polarisationswinkels erwarten zu wollen, ist so gut wie ausgeschlossen.  Schon damals machten wir für uns die Einwendung, daß diese Bestimmung schon deshalb irrig sein müsse, weil sie derart eindeutig geboten wird. - Es müssen doch die hellen und dunklen - die rauhen und opalisierenden Flächen eine sehr verschiedene Polarisation zeigen! - Und die neueren Untersuchungen des Russen Barabascheff (Sternwarte Charkow, 1924) an sorgsamer ausgesuchten Mondstellen haben (laut A. N. 5473) auch ergeben, daß der seinerzeit von Landerer gefundene Wert von 33° 30' bis 33° 18' nicht richtig sein kann. - Auf der Charkower Sternwarte ergaben sich für verschiedene Mondflächen die zwischen 35° 57' und 37° 11' liegenden Polarisationswinkel; also auch Werte, die schon an die des irdischen Kristalleises heranreichen! - Wenn auch bei dieser Winkelberechnung für das Eis immerhin noch 4' fehlen, so ist das höchst belanglos.
Laut Löwe (Artikel "Lichtbrechung" im Physikalischen Handwörterbuch von Berliner und Scheel) schwankt der Brechungsindex kristallischen Eises zwischen 1,30715 und 1,31473. - Da aber nach Berliner (Lehrbuch der Physik, S. 599) der Brechungsindex mit großer Annäherung gleich der Tangente des Polarisationswinkels ist, so entsprechen obige Werte den Winkeln von 37° 25' und 37° 15', womit auch der in unserer "Glazialkosmogonie" verwendete Eiswert schon gedeckt erscheint (37° 20' ± 5').
Natürlich hält auch Barabascheff wohl noch auf Laplaces Reinplutonismus festgelegt, Eis am Monde für nicht gegeben.  Vielmehr rät er lieber auf Lehmsand, in den Maren auf poröse Mühlsteinlava, in den dunklen Stellen auf Obsidian oder Pechstein.  Etwas Tröstliches fällt aber auch bei Barabascheff für die Welteislehre ab.  Er hält, da er ja an das Eis nicht im entferntesten denkt, eine Identifizierung der Mondstoffe mit irdischen Substanzen für zweifelhaft!

Es hat wohlverstanden schon wiederholt Mondbeobachter gegeben, die am Monde das Eis gesehen haben wollen, was uns aber erst nach Erkenntnis des so tiefen Mondeisozeans bekannt geworden ist. - Aber immer wieder hat man nur die dunklen Mare als aus Eis bestehend angenommen, während alles übrige Relief nur als vereistes oder beschneites Bergland angesehen werden konnte. - Also gleichsam ein unter Landeis liegender Erdmond! -
Aus diesem Grundgedanken ließe sich die Welteislehre allerdings nicht sofort ableiten.

Etwas ganz anderes ist aber ein Mond, der so tief unter Eis steht, daß sich daraus sofort das so geringe spezifische Gewicht, das Fehlen einer Rotation, die Schwerpunktsexzentrizität, die physische Libration, die Eiszirkusse und Gebirge bauenden Flutkräfte, die Unszuwendung der stets selben Seite und zuletzt das ganze Aussehen eines uferlosen erstarrten Ozeans in geradezu erschreckender Plötzlichkeit von selbst ergibt!
Diesen Gedanken hat selbst Professor Forbes in seinem Buche: "The wonder and the glory of the stars" (London 1926) noch nicht gefaßt, obwohl er zufolge eines wahrscheinlichen Rechenfehlers auf eine lunare Ozeantiefe von gar 640 km (400 miles!) kommt. - Das würde eine Kerndichte von mehr als zehnfacher Wasserdichte bedingen, was ganz ausgeschlossen ist. - Es kommt ihm aber auch gar nicht in den Sinn, von solcher Ozeantiefe die Exzentrizität des Schwerpunktes, die physische Libration, die gebirgsbildenden Flutkräfte oder dergleichen abzuleiten! - Dafür sieht er aber auch keine Spur von Ackererde oder Lehmsand in den Maren, wohl aber, daß "das reine Weiß des Schnees und die Schwärze des glatten Eises" und die vom Tycho sternförmig ausstrahlenden "Risse" "sehr suggestiv für den Mond-Eisball wirken"! - Und indische Reisende, die den Vollmond über die Schneezinnen des Himalaja emporsteigen sahen, sollen "wegen der Gleichheit der Weiße von Mond und Firn erst im Zweifel darüber gewesen sein, ob denn der Mond nicht einen Teil der Schneezinnen bildet"! - Forbes findet keinen Widerspruch, weil er aus dem tiefen Mondozean gar keine kosmogonischen Schlüsse zieht.

Wenn es am Monde auch Mare-Stellen geben mag, die nebst dem Dunkel-Graugrün auch noch eine etwas bräunliche oder roströtliche Tönung zeigen, so ist das nur auf ein ganz feines Bestreutsein mit solifugalem Schlackenstaub zurückzuführen, davon wir ja auch den roten Tiefseeschlamm, die Terra rossa der Karstdolinen usw. herleiten.  Im übrigen empfehlen wir im Winter einmal von einer hohen Strombrücke aus den stehengebliebenen Eisstoß eingehender zu betrachten.  Man wird da alle Helligkeitsstufen vom hellsten Weiß bis zum dunkelsten Graugrün vertreten finden, wie es eben am Monde auch der Fall ist.  Und je älter ein Mare ist, desto eher kann man da eine angesammelte feine Bestäubung erwarten, die aber niemals die ganze Fläche bedecken wird. - Und aus der etwa besseren Erkennbarkeit eines bräunlichen Färbungshauches darf man auf ein höheres Alter der betreffenden Mare-Stelle schließen. - Und auch nur für die dunkleren Niederungen gilt dies, da im sonstigen Relief die Feineisbestäubung alles übertönt und dort durch die Sonnenstrahlung auch nicht allmondtäglich immer wieder so gründlich aufgelöst werden kann, wie in den dunklen (weil kristallischen) Mare-Eis-Flächen.

Hanns Hörbiger


(Aufsatzquelle: Monatsschrift "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 7, S. 224-227 u. Heft 8, S. 256-259, Jahrg. 1928, R. Voigtländers Verlag-Leipzig)