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Was hat Ernährung mit Sexualität zu tun?


Sehr viel!  In dem folgenden Artikel wird genau aufgezeigt, daß die Sexualität und die tägliche Ernährung zusammenhängen.  Hanna Wirth geht darauf ein, daß wahre Sexualität nicht nur der Akt als solches darstellt, sondern es sehr wichtig ist, die LIEBE dabei nicht zu vergessen.  Wir sind doch keine Maschinen, oder?

die WFG-Schriftleitung





(Quelle: Natürlich Leben Nr.2/1999 von Hanna Wirth)

Rohkost-Ernährung und Sexualität

Ja, das ist ein Thema.
Gespannt wird wohl der/die eine oder andere Leser/in sofort diese Seite aufschlagen, um zu erfahren, was es darüber zu erzählen gibt.

Wer schon ein paar Monate oder Jahre die ausschließliche Rohkosternährung praktiziert hat, ich meine ohne Salz, Essig, Zucker oder sonstige Stimulanzien, wird wahrscheinlich schon bald gemerkt haben, daß sich bei ihm oder bei ihr etwas geändert hat.
Was hat sich geändert?
Ein Mann kann immer, und eine Frau will meistens nicht. - Das oder Ähnliches sind doch die Aussprüche, die man so im Allgemeinen zu hören bekommt.

Jetzt auf einmal kommt da etwas durcheinander.

Der Mann kann auf einmal nicht, wenn die Frau gerade will. 
-Ungewohnte Situation- Panik - Impotenz?
-Woher kommt das jetzt auf einmal?

Beide sind beunruhigt.  Kommt das etwa von Mangelerscheinungen durch die veränderte Ernährungsweise? - Oder sind es Entgiftungskrisen?  Warten wir ein paar Wochen ab.  Unser Verlangen ist ja nicht mehr so triebhaft wie vorher, als wir noch die meisten Nahrungsmittel in gekochter oder gebackener Form zu uns genommen haben.
Das geringe Verlangen nach Sex gegenüber früher beunruhigt uns aber doch ein bißchen, besonders beim Mann ist das ja ungewöhnlich.  Jetzt sagt uns jemand, wir bräuchten Salz oder mehr Eiweiß.
- Was machen wir nun? - Wir wollen doch nicht rückfällig werden und ungesunde Dinge zu uns nehmen, nur daß es im Bett wieder klappt.
Wir warten ab.
Inzwischen haben wir wieder einmal einen Versuch gewagt, immer mit der Angst im Nacken, aber es hat diesmal sogar funktioniert. -Zum Glück - aber es war anders, als früher.

Hm, sprechen wir miteinander darüber oder bewahren wir Stillschweigen?  Immerhin sind wir etwas beruhigter; es hat ja geklappt, vielleicht wird es wieder.
Das geht gut bis zum nächsten "Versagen".  Warum ist das jetzt wieder passiert?  Ja, ehrlich gesagt, wir waren wohl beide etwas müde und abgespannt.  Hatten wir die Gedanken überhaupt bei der Sache oder haben uns die Eindrücke des Tages noch nicht ganz losgelassen?
Aber das hat doch früher gar nichts ausgemacht, zumindest beim Mann.  Oft lag er noch wach, als sie schon schlief, und wusste nicht, wie er seinen Störenfried beruhigen sollte, daß er endlich einschlafen konnte.  Er war doch so müde.
Oder er versuchte, sie ganz vorsichtig und liebevoll zu wecken, bekam aber gleich eine gehörige Abfuhr.  War das nicht manchmal so?
Und jetzt, wenn wir nach drei, vier Wochen mal daran denken, dann soll es nicht einmal klappen. - Was ist da bloß los?

Früher, als wir uns den Bauch mit Braten, Pizza, Hähnchen vom Grill, Pommes frites, Hamburgern, Milch, Brot, Nudeln, Wurst, Käse, usw. vollgeschlagen haben und wenn wir müde waren, einfach zur Tasse Kaffee gegriffen haben und außerdem Schokolade, Kuchen und sonstige zuckrige Leckereien in uns hineingeschaufelt haben, von Alkohol und Zigaretten ganz zu schweigen, da waren wir schlapp und überreizt zugleich.  Unsere Nerven waren aufs Äußerste gespannt.

Wir waren so überstimuliert

Jede Kleinigkeit versetzte uns in einen Erregungszustand.
Das machte sich selbstverständlich auch bei sexuellen Reizen bemerkbar.  Wie war es denn, wenn ein Mann die Titelseite einer bestimmten Zeitschrift zu Gesicht bekam, worauf das schöne, spärlich bekleidete Mädchen ihm vollbusig entgegenlächelte?
Regte sich da nicht sofort etwas in der Hose?
Und jetzt?
Die nackten Mädchen lassen ihn kalt.  Wo ist seine Männlichkeit geblieben?
Sie ist schon da.  Sie wartet nur darauf, richtig entdeckt zu werden.  Auch die Frauen bekommen nicht mehr zwangsläufig Gefühle, nur weil sie einen nackten Mann in der Werbung sehen.
Das heißt nicht, daß wir uns an schönen Menschen nicht erfreuen, nein, ganz im Gegenteil.

Aber jetzt ist der Punkt erreicht, wo Sex ohne Liebe nicht mehr möglich ist, außer wir begehen einen Fehlschritt und stimulieren uns wieder mit schlechter Nahrung oder Genußmittel.  Das jedoch wollen wir sicherlich vermeiden.

Was tun wir jetzt?

Wir gehen einmal in uns und überlegen, was die Beweggründe für eine sexuelle Begegnung bisher waren.  Suchten wir unsere Befriedigung, unseren Orgasmus?  Mussten wir einmal wieder Druck ablassen? - Oder wollten wir uns wirklich in Liebe mit unserem Partner, unserer Partnerin vereinigen?

Aber wenn es jetzt nur noch die tief empfundene reine Liebe zum Partner, zur Partnerin ist, müßte doch alles funktionieren.
Ja müßte eigentlich, wenn da nicht noch etwas wäre. - Das ist die Angst.
- Welche Angst?
Eine Angst, die wir fast vergessen haben, das heißt verdrängt ins Unterbewußtsein.
Jetzt, da wir schon einigen Giftmüll aus unserem Körper verbannt haben, will auch unser psychischer Mülleimer geleert werden.
Dabei kommen eben auch "anerzogene" Ängste aus der Kindheit hervor.  Das ist jetzt der Fall.  Bevor diese nicht bewältigt sind, wirken sie lähmend, auch auf unsere Sexualität.
Da haben wir erst einmal ganz schön viel zu tun.  Wir müssen zuerst vor Augen führen, daß wir Ängste haben und dann bewußt machen, welche.  Jetzt müssen wir uns daran machen, sie zu verarbeiten.  Vielleicht brauchen wir dazu die Hilfe unseres Partners, unserer Partnerin.

Als wir noch Kinder waren, bewegten wir uns frei und ungezwungen, bis uns immer neue Grenzen aufgezeigt wurden.  Als wir dann schließlich erwachsen, also "erzogen" waren, bewegten wir uns ungefähr wie in einem Labyrinth von Verhaltensregeln und gesellschaftlichen Zwängen.  Nicht jeder ist gleich davon betroffen, aber Angst haben wir alle.  Manchmal haben wir sogar Angst, jemand könnte unsere Gedanken lesen und schämen uns dafür.

Aus diesem Labyrinth wollen wir uns befreien, natürlich in dem Sinne, daß wir nicht die Freiheit des anderen antasten.  Wir wollen auch niemandem einen Vorwurf machen, daß er uns eingeengt hat.  Das würde uns nur blockieren und nicht weiterbringen.
Aber sprechen wir uns doch mit unserem Partner, unserer Partnerin über unsere Gefühle und unsere Ängste aus.
Schämen wir uns nicht, auch Dinge zu erwähnen, die wir bis jetzt verschwiegen haben, aus Angst, uns zu blamieren.
Wenn wir das geschafft haben, denken wir gemeinsam zurück an die Anfänge unserer Beziehung.
Denken wir an das Kribbeln, das durch den ganzen Körper ging, als wir uns nur an der Hand berührten, oder wenn wir uns in den Arm nahmen.  Dabei blieben die Geschlechtsorgane  noch unberührt und doch fühlten wir auch dort das Kribbeln.  Ganz schüchtern waren unsere Annäherungsversuche. - Hoffentlich!
Erst als wir es gewohnt waren, uns überall zu berühren und anzuschauen, verschwand die Schüchternheit.  Wir stumpften etwas ab.  Oft nahmen wir uns dann nicht mehr die Zeit, stundenlang zu schmusen.
- Schade. - Wir beschränkten uns aufs "Wesentliche".
Jetzt, da wir nicht mehr überstimuliert sind, sollten wir uns

Mehr Zeit für die Liebe nehmen

Sagen wir unserem Partner, unserer Partnerin immer wieder einmal, daß wir ihn/sie von ganzem Herzen lieben.
Nehmen wir einander auch untertags oder am Feierabend einfach in den Arm und sagen: "Ich brauche dich und bin froh, daß ich dich habe."  Das ist Nahrung für die Liebe.
Wenn darin beide spüren, daß sie mehr wollen, sollten wir uns ein schönes Plätzchen suchen, eine gemütliche Atmosphäre schaffen, vielleicht mehrere Kerzen aufstellen und das elektrische Licht löschen.
Berühren wir einander ganz sanft, - wie am Anfang - schüchtern - streichen wir dem Partner, der Partnerin über den Rücken;  berühren wir die Arme, die Beine, den Hals, die Brust, den Bauch, wieder den Rücken, das Haar, das Gesicht, den Hals, die Brust, den Bauch, den Po; tasten wir uns ganz vorsichtig in die Nähe der Geschlechtsteile.
Wiederholen wir das Spiel mehrmals.  Wir wollen in Gedanken nicht abschweifen.
Vielleicht merken wir jetzt schon wieder etwas von dem Kribbeln, das wir am Anfang der Beziehung verspürten.
Wenn noch nicht beide soweit sind, daß es zur Vereinigung kommen kann, dann zwingen wir uns nicht dazu.  Es hat Zeit.  War es nicht trotzdem ein wunderbares Gefühl?
Keine Angst aufkommen lassen, beim nächsten Mal können wir vielleicht einen Schritt weiter gehen.  Aber nicht vergessen:
Wir brauchen Zeit, Ruhe, Wärme, eine gelöste Atmosphäre, kein grelles Lampenlicht, die Berührung des ganzen Körpers ist wichtig, sich nicht gleich auf die Geschlechtsorgane stürzen.  Vor allem brauchen wir eine tief empfundene Liebe zu unserem Partner, unserer Partnerin.
Nur so erfahren wir, was ein wirklich erfüllendes, beglückendes Sexualleben bedeutet.

Ich wünsche uns allen immer wieder neue sinnliche Erlebnisse.

Hanna Wirth
Ernährungs- und Gesundheitsberaterin